Genug ist darüber
Geschrieben und ja es stimmt: Utopia ist utopisch. Der abstrakte, diffuse, ferne
Zustand, den ersinnen zu können uns Menschen ein Eigen ist und Aufgabe sein
sollte.

Jedes eigene Phantasieland,
in diesem wie in jedem Moment überall tausendfach geschaffen, von sorglosem persönlichem
Glück birgt doch im Kern stets die große alte menschliche Sehnsucht. Es ist
keine Frage des Individuums sondern einer unserer nicht zu leugnenden Instinkte
der diesen tiefen Wunsch hervorbringt – und ein edler dazu. Als Träumerei verspottet,
als hinderliche Tugend identifiziert und dem egoistischen Streben geopfert
setzt sich unsere Sehnsucht dennoch durch die menschliche Existenz hindurch
fort. Erkennbar im stillen Handeln jedes Einzelnen, bis hin zu dem durch die
Jahrhunderte schallenden Ruf nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. In
welcher Zeit und in welcher Sprache auch immer meinen wir doch stets ein
höheres Ideal, das diesseitige Paradies.

Die Utopie besteht, weil
wir sie Vermissen. Aus dem Mangel heraus entsteht der Wunsch. So besteht die
Utopie immerfort solange sie an der Realität scheitert. Es ist ihr Wesen,
permanent von der Gegenwart widerlegt zu werden.